Melpomene Bonn – Eine Gründungsgeschichte

Ein Laufverein nur für Frauen und dazu der merkwürdige Name „Melpomene“, das bedarf einer Erklärung:

Ich hatte 1976 mit dem Laufen begonnen, erst joggte ich mit meinem Mann auf der Ennert Runde, später nach meiner Anstellung an der Hauptschule in St. Augustin Niederpleis, trainierte ich mit der dortigen Schülergruppe und irgendwann war ich vom Laufvirus befallen. Beim Lauftreff Venusberg fand ich eine läuferische Heimat und hier lernte ich Elisabeth Oberli Schuh kennen. Wir wurden beide eifrige Volksläuferinnen und waren zunächst mit diesem Schritt bezüglich unserer Laufkarriere zufrieden. Mittlerweile wurden die Zeiten und Platzierungen besser und auf Elisabeth wurde der Neuwieder Leichtathletik Club aufmerksam, lud sie zu den Crossmeisterschaften ein, und da sie ganz begeistert von diesem Verein erzählte, beschloss ich, dort ebenfalls Mitglied zu werden. Johannes Kessler nahm uns unter seine Fittiche, und zusammen mit weiteren Frauen aus der Neuwieder Region nahmen wir erfolgreich an vielen Meisterschaften, Stadtmarathons und Staffelläufen teil. Eigentlich fühlten wir uns wohl, aber Beruf, Familie und manchmal auch die eine oder andere Verletzung, schränkten die Lust auf die weiten Fahrten ein. Inzwischen gab es auch im Bonner Raum wesentlich mehr Läuferinnen, die in den meisten Fällen vereinslos waren und für sich liefen. Kein Verein war besonders an den Läuferinnen interessiert und so reifte der Gedanke, für interessierte Läuferinnen, die gemeinsam trainieren und Wettkämpfe bestreiten wollten, einen eigenen Verein zu gründen. Sieben Läuferinnen waren von der Idee begeistert und bereit, sich in die unterschiedliche Aufgaben der Vereinsorganisation einzuarbeiten.

Hier das Gründungsteam:

  • 1.Vorsitzende: Elisabeth Oberli Schuh
  • 2.Vorsitzende: Sabine von zur Mühlen
  • Geschäftsführerin: Sabine Simons
  • Schatzmeisterin: Gisela Nouvertne (Ditze)
  • Lauftherapeutin: Petra Theobald
  • Sportwartin: Barbara Berk
  • Beauftragte für Marketing und Firmenkontakte: Saskia Piontek

Bei der Suche nach einem geeigneten Vereinsnamen erinnerten sich die Gründerinnen an eine Geschichte des Sporthistorikers Dr. Karl Lennartz. Demnach hatte das Organisationskomitee einer jungen Frau namens Melpomene den Wunsch, am olympischen Marathon 1896 teilnehmen zu dürfen, abgeschlagen. Daraufhin war sie auf eigene Faust aufgebrochen und bewältigte die damalige etwas kürzere  Marathonstrecke begleitet von Radfahrern in etwa viereinhalb Stunden. (Frühgeschichte des Frauen-Marathonlauf in Das Laufbuch der Frau).  Auch Harald Krämer und Klaus Zobel berichten in ihrem Buch „Marathon – Ein Laufbuch in 42,195 Kapiteln“ über Melpomene ( „Startnummer 1: Melpomene) und verweisen auf alte Quellen (Zeitschrift Sport im Bild vom 27. März 1896 und Messager d’Athe`nes). Das Gründungsteam entschied sich deshalb einstimmig für diesen Namen.

Am 01. November 1992 war es soweit, die Gründung des Frauenlaufclubs Melpomene Bonn e.V. war vollzogen.

Das Gründerinnen wussten schon, dass sie mit der Vereinsgründung die Portion Mut und Durchsetzungswillen der griechischen Läuferin benötigten, denn die ansässigen Vereine  und viele männliche Läufer taten sich schwer, den neuen Verein zu akzeptieren. „Melpomene“ wurde belächelt und allgemein war man der Meinung, dass der Verein sich nicht lange behaupten würde. Sprecher von Laufveranstaltungen stolperten häufig über den Vereinsnamen oder meinten, es handele sich um einen Ort („hier kommt Renate aus Melpomene“).

Inzwischen ist Melpomene Bonn e.V. ein fester Bestandteil in der Bonner Laufszene und daran hat sicherlich der Melpomene Lauf viel zu beigetragen.

Barbara Berk